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Harmonie und Disharmonie
JOURNALIST: Gibt es auch bei der harmonikal strukturierten Musik ein intellektuelles Konzept, wie beispielsweise bei der 12-Ton-Musik oder der seriellen Musik?

PETER HÜBNER: Na ja, der Mikrokosmos der Musik ist eine bestehende Realität der Natur von ungeheurer Komplexität. Habe ich nur einen geringen Einblick, dann kann sich mir auch nur eine geringe Erkenntnis eröffnen. Und vertieft sich der Einblick, dann erweitern sich die Erkenntnisse. Die Forschungen im Mikrokosmos der Musik offenbaren uns eine ganze Reihe von Gesetzmäßigkeiten, und aus denen können wir Gesetze ableiten.

Man weiß heute, daß man die in der Chronomedizin aufgefundenen Gesetzmäßigkeiten der komplexen rhythmischen Funktion im menschli-chen Organismus auch aus dem Mikrokosmos der Musik ableiten kann, denn beide wurden als identisch erkannt. Johannes Kepler leitete die Gesetze, nach denen sich die Gestirne bewegen, aus seinen Erkenntnissen im Mikrokosmos der Musik ab. Und die moderne Atomphysik wie auch die moderne Astronomie haben im subatomaren wie auch im galaktischen Bereich Sachverhalte und Wirklichkeiten entdeckt, wie wir sie auch im Mikrokosmos der Musik vorfinden können.

Gegenüber solchen Untersuchungen und Gesetzesableitungen im Mikro-kosmos der Musik erweisen sich auch die umfassendsten Musiktheorien der Avantgardisten als eng.

Aber das liegt daran, daß man im Mikrokosmos der Musik aus dem schöpft, was der Schöpfer hervorgebracht hat. Der Mikrokosmos der Musik ist ein Bereich seiner Schöpfung und nicht etwa von Menschengeist oder Menschenhand geschaffen. Und auch die Gesetze, welche seine unzähligen Elemente in Bewegung halten, sind die Gesetze des Schöpfers.

Insofern kann es sich bei einem intellektuellen Konzept des Mikrokosmos der Musik immer nur um so etwas handeln wie eine musikwissenschaftliche Theorie naturwissenschaftlicher Prägung, die dann Grundlage sein kann für Musikschöpfungen.

In der heutigen Zeit sind viele Menschen verwirrt über den Aspekt der Vollkommenheit. Viele bestaunen auf der Automobilausstellung die ungeheure Technologie eines KFZ-Herstellers. Aber keiner von ihnen bestaunt die unvergleichlich ungeheurere Technologie, welche in dem Fliegenauge zum Ausdruck kommt, dessen Trägerin gerade auf dem Außenspiegel sitzt und sich scheinbar die Hände reibt, bzw. die Vorderbeinchen putzt.

Das Natürliche zeichnet sich im Gegensatz zum Unnatürlichen durch Schlichtheit aus, durch Unauffälligkeit, durch Unaufdringlichkeit. Die Komplexität der harmonischen Bewegungen eines Elefanten findet im Auge des modernen Betrachters kaum Würdigung. Umgekehrt verhält es sich gegenüber dem vergleichsweise primitiven Fahrverhalten beim Formel-1-Rennen – wohl, weil die dortigen Fahrer höhere Umsätze machen bzw. mehr verdienen, als der Elefant.

Diese Art Blindheit gegenüber dem Natürlichen hat besonders in den modernen Industriegesellschaften ihren hohen Preis, der sich in Form von Krankheit, Unglück, Katastrophen, Depressionen und vielem anderen darstellt, und diese Blindheit macht auch vor dem ganzen Feld der Musik nicht Halt.Beethoven

Eine atonale Musik, auch meine eigene frühere, wirkt für den beschränk-ten Geist unseres wissenschaftlich technischen Zeitalters auf den ersten Blick sehr intelligent, interessant, kompliziert und aufregend.Einstein

Und eine vollkommen natürlich strukturierte Musik wirkt auf dieselben Leute erst einmal langweilig, simpel, uninteressant, zum Einschlafen. Aber dieses Problem ist nicht ein Problem der Musik, sondern ein Problem der Entwicklung des Hörers und des Musikschöpfers.Kant

JOURNALIST: Herr Hübner, was ist Harmonie und was ist Disharmonie?

PETER HÜBNER: Musikalisch ist Disharmonie das Abweichen von der natürlichen Ordnung der Harmoniegesetze des Mikrokosmos der Musik.

Dementgegen ist Harmonie die in der Komposition angewendete Ordnung der Harmoniegesetze des Mikrokosmos der Musik.

Harmonie ist das, was der einfache Mensch als harmonisch empfindet. Es ist ein Irrtum, zu glauben, Harmonieempfinden wäre eine Sache der Übung. Die Komponisten disharmonischer Musik verweisen immer auf Beethoven oder auch auf Wagner, daß auch sie lange brauchten, um Anerkennung zu finden.Beethoven

Aber der Vergleich stimmt nicht.

In bezug auf die tonale Harmonie in ihrer Musik haben sie nie Schwierigkeiten gehabt – können sie auch gar nicht – wenn man einmal von Wagners Tristan absieht.

Bei Beethoven lagen die Fachleute mit ihm im Clinch, weil er das Emotionale in die Musik mit hineintrug – heute allgemein mit „Dynamik“ bezeichnet. Noch Bach war der Meinung, daß solche Manipulationen der Lautstärke nur auf oberflächliche Gefühlsmanipulation angelegt sei und rein musikalisch nichts bedeute – ja geradezu vom rein Musikalischen ablenke.

Und bei Wagner ging es in seiner Auseinandersetzung mit Fachleuten seiner Zeit darum, daß er sich darüber aufregte, daß sie keine Ahnung von Musik hatten; dies betraf auch die Interpreten.

Aber es ging niemals um den Aspekt der Harmonie. Harmonikale Musik ist ein wissenschaftlich objektiv verifizierbarer Sachverhalt, und was als harmonisch empfunden wird oder nicht, ist kulturübergreifend nicht eine Frage des Geschmacks oder irgendeiner Erziehung, sondern liegt einzig und allein in der Tatsache begründet, daß das biologische System auch des Menschen harmonikal strukturiert ist und daß hier ganz besonders auch das Ohr physiologisch auf die Erkenntnis und Bevorzugung natürlicher harmonischer Strukturen angelegt ist.Dushkin

Hier sind die biologischen Systeme in Hinblick auf die medizinische Wirkung von Musik mit automatischen Verstärkungs- oder Dämpfungs-mechanismen ausgestattet, quasi mit Sympathie- und Antipathie- Mechanismen. Strawinsky

Eine Analyse der Struktur der Komposition kann selbstverständlich auch Aufschluß darüber geben, ob es sich um harmonische oder disharmonische Musik handelt. Solches musikwissenschaftliches harmonikales Wissen ist sehr wichtig, wenn man Musik in ihrer Qualität beurteilen will. Der Mikrokosmos der Musik offenbart uns eine Musikwelt, die die Disharmonie nicht kennt.

Die Natur des Tones ist so beschaffen, daß, wenn er in einem Guß erzeugt wird – wenn er also eine natürliche Einheit ist – er sich nach den Harmoniegesetzen des Mikrokosmos der Musik entfaltet.

Es gibt Scheintöne, die aber in Wirklichkeit künstlich geschaffene Tonge-mische sind, die von außen – sei es nun mit mechanischen oder elektro-nischen Musikinstrumenten zusammengemixt werden. Solche „Töne“ haben keine natürliche Entwicklung nach den Harmoniegesetzen des Mikrokosmos der Musik.

                   
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